Was ist der Unterschied zwischen Dickenhobel und Abrichthobel?

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Von Olaf Ohrens

In der Holzbearbeitung sind Hobel unverzichtbare Werkzeuge, doch viele Heimwerker und angehende Schreiner stehen vor einer grundlegenden Frage: Was genau ist der Unterschied zwischen einem Dickenhobel und einem Abrichthobel? Und noch wichtiger: Brauche ich beide Maschinen?

In diesem Ratgeber klären wir diese Fragen und geben praktische Tipps für die optimale Holzbearbeitung.

Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick

Der grundlegende Unterschied zwischen Dickenhobel und Abrichthobel lässt sich so zusammenfassen:

Abrichthobel: Erzeugt eine ebene, gerade Fläche und kann eine rechtwinklige Kante herstellen. Er beseitigt Verzug und Windschiefen im Holz, schafft also die erste ebene Referenzfläche.

Dickenhobel: Macht ein Werkstück auf eine bestimmte, gleichmäßige Dicke, indem er eine Fläche parallel zur bereits abgerichteten Fläche hobelt. Er kann verzogenes Holz nicht gerade machen.

Im Arbeitsprozess wird immer erst mit dem Abrichthobel eine gerade Fläche geschaffen und danach mit dem Dickenhobel die gleichmäßige Materialstärke hergestellt.

EigenschaftAbrichthobelDickenhobel
HauptfunktionErzeugt eine ebene Fläche und gerade KanteErzeugt parallele Flächen mit gleichmäßiger Dicke
ArbeitsschrittErster Bearbeitungsschritt am RohholzZweiter Bearbeitungsschritt nach dem Abrichten
ErgebnisEine ebene Fläche und ggf. eine rechtwinklige KanteGleichmäßige Dicke des gesamten Werkstücks
KorrigiertVerzug, WindschiefenUngleichmäßige Dicke
FührungManuelle Führung des WerkstücksAutomatischer Einzug des Werkstücks
AnschlagMit Anschlag zum Erzeugen rechter WinkelOhne Anschlag, Werkstück liegt auf Tisch

Der Abrichthobel: Grundlage für präzise Holzbearbeitung

Der Abrichthobel (auch Abrichthobelmaschine genannt) dient als erster wichtiger Schritt in der Holzverarbeitung. Seine Hauptaufgabe besteht darin, eine vollkommen ebene Bezugsfläche zu schaffen.

So funktioniert ein Abrichthobel:

  1. Das Werkstück wird manuell über einen Tisch mit rotierender Messerwelle geführt
  2. Unebenheiten, Verzug und Windschiefen werden beseitigt
  3. Eine perfekt plane Fläche entsteht als Referenzfläche
  4. Mit Hilfe des Anschlags kann anschließend eine Kante im exakten 90°-Winkel zur Fläche gehobelt werden

Durch den Abrichthobel wird das Holz nicht auf eine bestimmte Dicke gebracht, sondern es werden lediglich Unebenheiten beseitigt. Dies ist der entscheidende Unterschied zum Dickenhobel.

Der Dickenhobel: Für präzise, gleichmäßige Materialstärke

Nachdem ein Werkstück abgerichtet wurde, kommt der Dickenhobel (auch Dickenhobelmaschine genannt) zum Einsatz. Seine Hauptaufgabe besteht darin, dem Holz eine gleichmäßige Dicke zu verleihen und die gegenüberliegende Seite parallel zur bereits abgerichteten Fläche zu hobeln.

So funktioniert ein Dickenhobel:

  1. Das Werkstück wird mit der bereits abgerichteten Seite nach unten in die Maschine eingeführt
  2. Das Holz wird von Walzen automatisch eingezogen
  3. Die Messerwelle hobelt die obere, noch unbearbeitete Seite
  4. Die Durchlasshöhe bestimmt die endgültige Dicke des Werkstücks
  5. Das Ergebnis ist ein Werkstück mit parallelen Ober- und Unterseiten

Praktisches Beispiel:

Wenn Sie ein windschief verzogenes Brett in den Dickenhobel geben, ohne es vorher abzurichten, bleibt der Verzug bestehen. Die Maschine hobelt dann zwar eine zur Unterseite parallele Fläche, aber das Brett bleibt verzogen – nur mit gleichmäßiger Dicke.

Der ideale Workflow in der Holzbearbeitung

Für optimale Ergebnisse bei der Holzbearbeitung empfehlen Experten folgenden Arbeitsablauf:

  1. Sägen: Zuschnitt des Rohholzes auf die ungefähre Größe (mit etwas Zugabe)
  2. Abrichten: Eine Fläche eben hobeln, dann eine Kante im rechten Winkel dazu
  3. Dickenhobeln: Parallelität und gleichmäßige Dicke herstellen
  4. Besäumen: Zuschnitt auf Endmaß mit der Kreissäge, wobei die abgerichtete Kante am Anschlag anliegt

Diese Reihenfolge garantiert präzise, maßhaltige und rechtwinklige Werkstücke – die Grundlage für jedes qualitativ hochwertige Holzprojekt.

Brauche ich beide Hobelmaschinen?

Diese Frage stellen sich viele Heimwerker und angehende Holzbearbeiter. Die Antwort hängt von Ihren Projekten und Ansprüchen ab:

Sie brauchen beide Maschinen, wenn:

  • Sie regelmäßig mit Rohholz arbeiten
  • Sie präzise, rechtwinklige und maßhaltige Werkstücke benötigen
  • Sie größere Projekte wie Möbel oder Einbauten planen

Alternativen für Hobbywerker mit begrenztem Budget:

  1. Kombimaschinen: Es gibt Modelle, die beide Funktionen in einem Gerät vereinen, allerdings mit gewissen Kompromissen bei der Bedienung
  2. Handhobel: Für kleine Projekte können Putzhobel und Schlichthobel eine Alternative sein
  3. Oberfräse mit Planfräsgerät: Eine kreative Lösung für beide Arbeitsschritte, wie im Sauter SlabMatrix-System
  4. Hobeldienstleistung: Viele Holzhändler bieten einen Hobelservice an

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ein Dickenhobel die Arbeit eines Abrichthobels übernehmen?

Nein, ein Dickenhobel kann ohne Hilfskonstruktionen nicht die Funktion eines Abrichthobels übernehmen. Der Dickenhobel erzeugt parallele Flächen zur Auflagefläche – wenn diese verzogen ist, bleibt der Verzug bestehen.

Warum kann man nicht direkt mit dem Dickenhobel arbeiten?

Weil der Dickenhobel den Zustand der Unterseite des Werkstücks auf die Oberseite überträgt. Bei verzogenem Holz würde man lediglich ein verzogenes Brett mit gleichmäßiger Dicke erhalten.

Wie viel Materialstärke kann man pro Durchgang abhobeln?

Bei Abrichthobeln maximal 2-3 mm, bei Dickenhobeln je nach Holzhärte und Maschinenleistung zwischen 0,5 und 3 mm. Bei harten Hölzern empfehlen wir, nicht mehr als 1 mm pro Durchgang abzunehmen.

Welche Maschine sollte ich zuerst kaufen, wenn ich nicht beide gleichzeitig anschaffen kann?

Wenn Sie bereits mit vorgehobeltem Holz (etwa vom Baumarkt) arbeiten, ist der Dickenhobel sinnvoller. Arbeiten Sie häufig mit Rohholz, sollten Sie zuerst in einen Abrichthobel investieren und die Dickenhobelung vorübergehend mit alternativen Methoden lösen.

Welche Maschine sollte ich zuerst kaufen, wenn ich nicht beide gleichzeitig anschaffen kann?

Wenn Sie bereits mit vorgehobeltem Holz (etwa vom Baumarkt) arbeiten, ist der Dickenhobel sinnvoller. Arbeiten Sie häufig mit Rohholz, sollten Sie zuerst in einen Abrichthobel investieren und die Dickenhobelung vorübergehend mit alternativen Methoden lösen.

Kann ich eine Kreissäge statt eines Abrichthobels verwenden?

Eine Kreissäge kann keine verzogenen Bretter gerade schneiden, da sie keine Auflagefläche bietet, die das Brett stabilisiert. Für gerade Schnitte benötigen Sie zunächst eine ebene Referenzfläche, die nur der Abrichthobel erzeugen kann.

Fazit: Der richtige Hobel für Ihr Projekt

Was ist der Unterschied zwischen Dickenhobel und Abrichthobel?

Der Unterschied zwischen Dickenhobel und Abrichthobel liegt in ihrer Funktion und dem Zeitpunkt ihres Einsatzes im Holzbearbeitungsprozess:

  • Der Abrichthobel schafft ebene Flächen und gerade Kanten als Grundlage für weitere Bearbeitungsschritte.
  • Der Dickenhobel sorgt für gleichmäßige Materialstärke und parallele Flächen.

Für professionelle Ergebnisse ist die Kombination beider Maschinen optimal. Je nach Ihren Projekten und Ihrem Budget können Sie entscheiden, ob Sie in beide Maschinen investieren oder mit Alternativen arbeiten möchten.

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